Saarlandwanderung Mai 2017

Wandern im Saarland oder „Hauptsach‘ mir hann gutt gess‘“

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 24.05.17 um 7:30 trafen sich 11 Wanderfreunde sowie ein Hund zur Fahrt nach Nohfelden im nördlichen Saarland, wo wir drei Tage wandern wollten.
Nach einer stressfreien Fahrt trafen wir uns um 10;00 Uhr bei schönstem Sonnenschein auf dem Parkplatz unterhalb der Burg und machten uns gleich auf zur ersten Tour, dem Bärenpfad.
Mit rund 11 km Länge und nur ca. 160 Höhenmetern war dieser abwechslungsreiche Rundweg, ein Waldpfad durch meist lockeren Mischwald mit einzelnen Fichtenwaldstücken , optimal zum Einlaufen, zumal es am Abend zuvor bei manchem etwas später geworden war.
Um die Mittagszeit hatten wir einen schönen Rastplatz gefunden und unsere Rucksackverpflegung weitgehend aufgebraucht. Im Weitergehen wurden wir an der nächsten Vesperbank bei der 600 jährigen „Dicken Eiche“ von zwei Saarländern aufgehalten, die uns mit den Worten „Seid Ihr vom Odenwald ?“ empfingen. Auf unsere Klarstellung folgte die Frage: „habt Ihr im Hotel zur Burg gebucht?“. Unser „Ja“ wurde zu unserer großen Verblüffung mit einer Einladung zu Hausmacher Wurst, Schinken, frischem Brot, Bier und Alkoholfreiem beantwortet.
Die Anmerkung, man wolle beim Wandern ggf. abnehmen, wurde mit dem Satz: „Im Saarland nimmt Keiner ab“, weggewischt.
Damit war dem Anforderungsprofil an einen Vatertag eigentlich weitgehend genüge getan. Gewisse Anstandsreste blieben übrig, damit ausreichende Fähigkeit des Laufens und der Orientierung noch gewährleistet war. So klappte dann auch der restliche Weg ohne Probleme.
Zurück am Parkplatz gingen wir zum nahegelegenen Hotel. Die Dame, die uns das unverhoffte Vesper gerichtet hatte, trafen wir hier wieder – es war unsere Wirtin. Während wir uns ein wenig an der Theke erfrischten, wurden uns die Zimmer zugewiesen. Nach vermutlich altsaarländischer Sitte wurden wir einzeln zu unseren Zimmern gebracht. Es war wohl für die Meisten das erste Mal, dass eine Hotelchefin jeden Gast an der Hand zu seinem Zimmer führte. Betreuung vom Feinsten!
Anschließend bekam das verblüffte Wandervolk das restliche Tagesprogramm mitgeteilt – von dem auch unser Führer bis zu diesem Augenblick nichts geahnt hatte:
„Um vier gibt’s Kaffe und Kuche, anschließend geh’n mer in die Apothek‘ unn mache Salbe für euere Füß.“ Und dann noch: „Heut Abend um Acht wird gegrillt.“. Respekt! Da ist manche Pauschalreise schlechter aufgebaut.
Und all das waren keine Scherze. Die Apotheke, ein schöner alter Bau neben dem Hotel, entpuppte sich als ein lebendes Museum der Zeit von 1914 bis heute – und wir mittendrin. Mit Mörser und Pistill rührten wir Kampfer, Öle und Tröpfchen ineinander bis sich eine zähe weißliche Masse mit einem kräftigen Mentholgeruch gebildet hatte, die unsere Führung dann auf 11 Döschen verteilte – nur der arme Hund ging leer aus.
Die anschließende Besteigung des Bergfrieds (85 – 105 Stufen, je nachdem wer zählt) ermöglichte einen Rundblick über Nohfelden und seine Baukunst und Gartengestaltung. Lag‘s am Bier oder an der Sonne: Die von einem der Wanderer in einem nahegelegenen (privaten) Pool entdeckte Blondine im Bikini entpuppte sich bei näherem Hinschauen als dunkelhaariger Saarländer in Shorts
Den netten Herrn, der uns mit der Chefin das Vatertagsvesper kredenzt hatte, trafen wir am Grill wieder. Das Höllenfeuer, das er entfacht hatte, ließ für das Abendessen nichts Gutes erahnen; auch sein Hinweis, er grille heut zum ersten Mal beruhigte uns nicht wirklich. Aber es schmeckte dann doch alles gut.
Im Anschluss ans Essen beglückwünschten wir unseren Führer ob seiner guten Wahl des Quartiers und ließen den Abend bei kalten Getränken unterschiedlicher Stärke ausklingen. Die Chefin des Hotels leistete uns Gesellschaft – ihre Qualitäten als Animierdame sind unbestritten – während ihr Gatte, genannt „Hase“, die Bewirtung übernahm. Es wurde spät.

Am nächsten Morgen beim Frühstück gab es wieder einige Überraschungen. In der Nacht hatte uns die Wirtin noch Lunchpakete gerichtet – Henkeltäschchen in bunten Farben mit Brötchen, Obst und Getränk. Der Chef ließ eine Abfolge von Wurst, Käse, Butter, Schinken, Rührei, Spiegelei, Tomaten, Honig, Marmelade und, und, und… folgen. Aufessen war nicht drin.
Relativ „rund“ fuhren wir zum Ausgangspunkt unseres zweiten Rundwegs, dem Keltendorf von Otzenhausen. Hier wurden wir von einer optisch ziemlich keltischen Archäologin auf den aktuellen Wissensstand der keltischen Lebensweise gebracht. Anhand von Rekonstruktionen von Gebäuden und Gegenständen keltischer Zeit erfuhren wir vieles über die Baukunst, Viehhaltung, Handwerk und Ernährung in der Zeit vor 2.500 Jahren. Praktisch wurde geprüft, ob keltische Gewänder nicht nur Archäologinnen sondern auch einem Murgtäler gut stehen – sie tun es. Erstaunlich war, dass damals schon Kampfhunde gehalten wurden und dass die Kelten bereits in der Lage waren, den gleichen Damaszener Stahl zu schmieden, der uns heutzutage beim Kauf eines teuren japanischen Messers als das Nonplusultra fernöstlicher Schmiedekunst angepriesen wird.
Im Anschluss an die sehr ausführliche und gute Präsentation des Keltendorfs begannen wir unsere Wanderung (Rundweg Dollbergschleife) über den keltischen sogenannten „Hunnenring“, einen aus Steinblöcken bestehenden Ringwall, der rund tausend Jahre vor dem Hunneneinfall errichtet worden war. Es handelt sich um die größte Ringwallanlage Mitteleuropas mit bis zu 10 m Höhe.
Unser rund 11 km langer Weg ( ca, 300 Höhenmeter) führte vom Keltendorf über den Ringwall hinweg und dann durch lichten Eichen- und Mischwald auf schönen Pfaden bis zum höchsten Punkt des Saarlands (695 m+NN). Von dort ging es allmählich bergab über einen Skihang mit Liftanlage und einem verdächtig wenig abgenutzten Pistenbulli ins Tal. Vorbei an den Resten des Züscher Hammers, der ehemals größten Schmiede des Hunsrücks führte der Weg am Bach entlang bis zum Stausee Nonnweiler. Leider war trotz hoher Temperaturen kein Bad möglich, da es sich um ein eingezäuntes Trinkwasserspeicherbecken handelt.
Auf den letzten Metern der Tour sammelten wir noch Fichtennadeln und strippten am Parkplatz unserer Wagen eine kleine Birke für unsere Hotelwirtin, die uns angedroht hatte, uns die Herstellung eines Fußbades beizubringen. Sie war sehr um unsere Füße besorgt.
Zurück im Hotel behoben wir zunächst unseren Flüssigkeitsverlust durch Einnahme nichtisotonischer Getränke. Leider musste das Fußbad entfallen, die Chefin war in der Küche unabkömmlich. Stattdessen wurden wir bekocht mit einem viergängigen Menü, das sehr auskömmlich daherkam und das zu vertilgen keinem von uns gelang. Offenkundig erschüttert von unserer Essschwäche lockte uns die Wirtin an den Tresen, wo wir den Abend gemeinsam in einem gepflegten Gelage ausklingen ließen. Neben der saarländischen Gastlichkeit beherrschte sie auch die saarländische Kunst, komplizierte Sachverhalte wie das Balzverhalten der Saarländer mittels Bierdeckeln und Pantomimen zu erklären. Den Rest erledigte dann das Kopfkino.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen bezahlten wir die Hotelrechnung sowie unsere Deckel und fuhren zum Startpunkt zur letzten Wanderung, die am Abend zuvor demokratisch beschlossen worden war. Überraschenderweise war es der Hangarder Schauinslandweg, die mit ca. 10 km kürzeste der vorgeschlagenen Wanderungen.
Dank der hervorragenden Leistungen des Beifahrers im Führungsfahrzeug fuhren wir zunächst am Startpunkt vorbei, schafften es aber im zweiten Versuch.
Dieser wunderschöne Weg führte bei herrlichem, fast schon zu warmem Wetter, durch Waldstücke, Felder, über Blumenwiesen und Weiden. Auch zwei durch ein Unwetter 1875 auserodierte Schluchten von bis zu 10 m Tiefe wurden gequert. Etwa in der Mitte der Tour bestiegen wir den Aussichtsturm Betzenhübel, wo man einen weiten Blick über das Gebiet von Neunkirchen hat. An einem offiziell noch geschlossenen Anglerheim erhielten wir unerwartet die Gelegenheit etwas zu trinken und gingen dann das letzte Stück gestärkt zum Parkplatz.
Im Anschluss verabredeten wir uns zum Ausklang in Kuppenheim und fuhren über Wiebelskirchen, bekannt als Heimat des Dachdeckers und Mauerbauers von 1961, Erich H., zurück. Eine Vierergruppe beschloss noch ein Stündchen im Stau auf der A 5 zwischen KA und RA zuzubringen. Die Übrigen warteten brav in Kuppenheim.
Bei gutem Essen und kühlen Getränken ließen wir den gelungenen Wandertrip nochmals Revue passieren. Als Fazit bleibt: Schöne Wanderungen auf Wegen, die das Prädikat Premium verdient haben, gutes Essen, gutes Quartier. Es wird wohl schwer werden, das noch zu übertreffen – warten wir’s ab.
Unserem Führer und Organisator nochmals ein ganz, ganz großes Kompliment für das tolle Wochenende und die gute Wahl.

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